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HiFi-System 1959

 

Lindinger   Gugelot

Das erste umfassende Konzept für sinnvoll aufeinander abgestimmte Geräte der visuellen und auditiven Informationsübermittlung im Wohnbereich und damit Vorläufer einer generellen weltweiten Entwicklung. Also ein modulares System für Radio,Tonband, Plattenspieler, Fernseher und später CD-Player: ein typisches Beitrag der hfg ulm, die zuvor schon mit ihren Radioentwürfen für Braun und deren neuartigen Präsentation die Gestaltungs-philosophie der Firma Braun begründete.  Die Diplomarbeit von Herbert Lindinger für Produktgestaltung an der hochschule für gestaltung ulm, angeregt und betreut von dem hfg-Dozenten Hans Gugelot mit dem Korreferenten Dr. Fritz Eichler, damals Designdirektor bei Max Braun Frankfurt. Zudem unterstützt mit einem Braun-Stipendium.

Die Arbeit hatte den Titel: „Entwicklung eines variablen Systems für Apparate zur Speicherung und Wiedergabe akustischer und visueller Informationen im Wohnbereich“  Die Arbeit stellte die Möglichkeiten und Vorteile aber auch die Grenzen von Baukastensystemen für die Nutzer und Hersteller dar, zeigte die Konsequenzen für die Bedienung solcher Anlagen auf und schlug eine prinzipielle Designlösung vor, deren spezifische Detaillierung sich aber erst durch eine konkrete Zusammenarbeit mit der Fa. Braun ergeben würde. Die Arbeit mitsamt Dokumentation der zweijährigen Forschungen und einer Fotoserie über die Anwendungsmöglichkeiten wurde von Gugelot und Lindinger im Frühjahr 1959 bei Braun präsentiert.  



Es folgte eine lange Pause, weil man erst einen potenten Partner für das Tonband finden wollte, das bei diesem System eine wichtige Rolle einnahm. Die Sache schien in Vergessenheit geraten zu sein.

Überraschenderweise hat Dieter Rams, inzwischen Designchef bei Braun 1965, kurz nach dem frühen Tod Gugelots, in der Zeitschrift Form ein Baukastensystem vorgestellt, das mit dem von ulm vorgeschlagenen im Prinzip bis auf technische Feinheiten, die sich durch die Detaillierung ergaben, identisch war. Rams erwähnte, dabei die ulmer Autoren nicht, dafür sechs weitere seiner Mitarbeiter, wovon allerdings zwei von der Nennung überrascht waren, weil sie nicht beteiligt waren. Rams nannte auch die dazugehörige theoretische Abhandlung nicht, wiewohl seine Veröffentlichung zu mehr als einem Drittel aus wortwörtlichen Teilen dieser Diplomarbeit besteht (siehe gelbe Markierungen). Zudem wählte er das in Ulm eher als Provokation gedachte Foto mit einer damals völlig undenkbaren Wandaufhängung ab da für die nächsten 30 Jahre als bevorzugte fotografische Selbstdarstellung. Der Protest Lindingers war Dr. Eichler, mittlerweile außerordentlich peinlich, Rams entschuldigte sich nach Drängen Eichlers und versprach Unterlassung.(Anlage)

Das scheint er schon 1990 wieder vergessen zu haben, als er das Ganze unverändert in dem Buch „Dieter Rams. Die leise Ordnung der Dinge“ wiederholte. (Siehe Anlagen)