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Braun SK4 - für manche „Ikone des Design des 20. Jhdts."

 

Hans Gugelot und partiell beteiligt: Lindinger, Rams, Wagenfeld

Die Radios der Frankfurter Firma Max BRAUN, waren bis 1955 wie die auch aller Konkurrenten, geprägt von dunklen Holzgehäusen, vielen Goldrahmen, golddurchwirkten textilen Lautsprecherabdeckungen, übermäßig fetten Skalen-Schriften und ziemlich willkürlich verteilten Elementen. 

Es geriet deshalb zur Sensation, als Braun 1955 auf der Funkausstellung in Düsseldorf völlig neuartig gestaltete Geräte in bis dahin ungewohnter Form präsentierte. Dies schockte zunächst die gesamte Branche, führte alsbald aber auch in der deutschen Industrie und Gesellschaft zu einem Umdenken zu einem neuen, adäquaten industriellen Gestaltungsstil und rückte das neue Design in den Focus der Gesellschaft.  

Auf Anregung des Bauhausschülers Wilhelm Wagenfeld und des Grafen Thun, Verwaltungsratmitglied der 1953 entstandenen Hochschule für Gestaltung Ulm und Gehäuse-hersteller hatte BRAUN die hfg ulm 1955 mit dem Design für eine neue Radio-Generation beauftragt. Unter der Leitung Hans Gugelots gelang dabei ein Umbruch genau so wie seinem Dozentenkollegen Otl Aicher mit seinem Ausstellungssystem und dem neuen grafischen Auftritt auf der Funkmesse.

Geräte und Präsentation waren Ausdruck einer völlig neuen Gestaltungsphilosophie, die an der hfg ulm vorallem durch Max Bill, Hans Gugelot und Otl Aicher vertreten wurde und die Fundament des dann folgenden BRAUN-Stils wurde: eine bewusst auf sehr wenige Elemente reduzierte, minimalistische Formensprache mit neutralen Farben, Ablehnung von Dekor, Luxus, Unnötigem, eine Ästhetik des Funktionalen und zugleich des Understatements umfassend im Sinne einer ressourcenschonenden Umweltgestaltung: Prinzip mit minimalen Aufwand maximale Wirkung erzielen. 

Die unmittelbar folgenden zahlreichen Internationalen 




Designauszeichnungen für die in Ulm entstandenen Radiogeräte von55 bis 58 verhalfen Braun zu einer kulturellen Sonderstellungund zu einer Vorreiterrolle für eine neue

Designauffassung. 

 

Anfang 1956 suchte Braun dann nach einer modernen Version Ihrer Radio-Phono-Kombination 6740 von 1939: ein Gerät in einem Holzgehäuse mit einem nach hinten aufklappbaren Deckel,oben platzierten Plattenspieler und Radiobedienung Dieter Rams, seit Mitte 1955 als Innenarchitekt bei BRAUN tätig, wurde Anfang März 56 erstmals mit dieser Design-aufgabe betraut. Das Resultat, ebenfalls ein Holzgehäuse mit eingebauten Wagenfeldplattenspieler, überzeugte den damaligen Designdirektor Dr. Eichler jedoch nicht, („wir hatten uns verrant“), weshalb er damit nach Ulm zu seinem Freund Hans Gugelot an der Hochschule für Gestaltung fuhr.

Buchstäblich über Nacht kam Gugelot mit der Idee ein Blech u-förmig um das Radiochassis zu biegen und seitlich mit zwei senkrechten Holzflächen zu schließen und zu tragen: in der bewussten Betonung der tragenden und nichttragenden Elemente eine konsequente Fortsetzung aller seiner vorangegangenen Produktentwürfe, auch der Radios von 1955.

Das Modell entstand in der Metall- und Holzwerkstatt der HfG, 

zur weißen Farbe drängte am stärksten Otl Aicher.  Gugelots Mitarbeiter Lindinger war (veranwortlich für die Modellbau-Feinheiten Imitation der Lautsprecherraster und Andeutung der

Skala und Beschriftung.) Zum Plexiglasdeckel kam es später auf Anregung von Braun- Produktorganisator Hagen-Groß. Rams besorgte die Enddefinition des Deckels. Die Bedienelemente hatte Gugelot schon 1955 entworfen. Seit 2011 verbreitet die Dieter-Rams-Stiftung eine gegenteilige Schilderung unter Außerachtlassung der Stellungnahmen der ehemaligen Vorgesetzten und anderer Zeitzeugen.